Bitterstoffe

… bringen die Verdauung in Schwung

„Bitter“ ist nicht jedermanns Sache, doch schenkt man dem Sprichwort „Bitter im Mund, dem Herzen gesund“ Glauben, dann muss doch mehr dran sein an dieser Geschmacksrichtung als nur ein etwas unangenehmes Erlebnis im Mund. Und tatsächlich: Bitterstoffe sind besonders wertvoll. Sie unterstützen nicht nur den gesamten Verdauungsapparat sondern den gesamten Organismus.

Umso schlechter ist es, dass die Bitterstoffe immer mehr von der Bildfläche verschwinden, denn der bittere Geschmack wird aus unserer pflanzlichen Nahrung herausgezüchtet, um die Akzeptanz dieser zu verbessern. Bitterstoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie bitter schmecken, die Magen- und Gallensaftsekretion steigern und so appetitanregend und verdauungsfördernd wirken. Sie sind in vielen Gemüsesorten und Kräutern zu finden.

Bereits im Mund wird so vermehrt Speichel produziert, wodurch die wichtige Vorverdauung noch besser vonstattengehen kann. Die Geschmacksrezeptoren im Mund melden „bitter“ an Magen, Gallenblase, Leber, Darm und Bauchspeicheldrüse und diese produzieren nun munter ihre Verdauungssäfte. Die Nahrung wird optimal verarbeitet und verstoffwechselt. Es bilden sich weniger Schlacken und wertvolle Inhaltsstoffe der Nahrung werden besser aufgenommen.

So kommt es mittels Bitterstoffen zu einer ganzheitlichen Stärkung nicht nur des Verdauungssystems sondern des gesamten Organismus. Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Hautkrankheiten, selbst depressive Verstimmung können durch Bitterstoffe günstig beeinflusst werden. Bittermittel sind wahre Tonika. Nicht umsonst also hat Pfarrer Kneipp geraten, im Garten Wermut, Enzian und Salbei zu pflanzen, damit man viele der für uns so wertvollen Bitterstofflieferanten vor der Haustür hat.

Bei bestehendem Gallensteinleiden sollte die Einnahme von Bitterstoffen jedoch mit dem Arzt abgesprochen werden, da die Gefahr besteht, dass diese in Bewegung gesetzt werden könnten.

Gelber Enzian (Gentiana lutea)

Der Gelbe Enzian ist eine typische Gebirgspflanze, die schon recht selten geworden ist. Er ist in den Alpen und anderen Gebirgen Süd- und Mitteleuropas verbreitet. Verwendet wird nicht die oberirdische Pflanze sondern die Wurzel. Der Appetit wird angeregt und Sodbrennen gemildert. Außerdem wirkt Gelber Enzian leicht abführend, stärkt das Kreislauf-System und wirkt auch kräftigend. Bei hohem Blutdruck und in der Schwangerschaft sollte man ihn jedoch nicht verwenden.

In der Volksheilkunde wird der Enzian außer zur Stärkung der Verdauung auch zur Vorbeugung gegen Erkältungen eingesetzt. Der Gelbe Enzian wirkt antimikrobiell, tonisierend, verdauungsfördernd und immunmodulierend.

Artischocke (Cynara scolymus)

Die Artischocke ist ein distelähnliches Gewächs, das zur Familie der Korbblütler gehört. Sie wurde bereits im 16. Jahrhundert als galletreibende Arzneipflanze erwähnt und hat sich ihre große Beliebtheit bei Verdauungsstörungen bis heute erhalten.

Besonders wichtig ist auch die blutfettsenkende Wirkung der Artischocke. Sowohl die Triglyceride als auch der Cholesteringehalt werden reduziert, wobei das HDL-Cholesterin (das „gute“ Cholesterin) erhöht wird. Luteolin hemmt die Cholesterinsynthese. Außerdem wirkt die Artischocke leberschützend da sie entgiftende, antioxidative und regenerierende Eigenschaften besitzt.

Da die Leber als Entgiftungsorgan natürlich auch stark mit Freien Radikalen belastet ist (Giftstoffe können die Bildung Freier Radikale fördern), ist die antioxidative Wirkung der Artischocke von großem Vorteil. Die Artischocke wirkt auch entwässernd, ist gut verträglich und ungiftig.

Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Der Löwenzahn, ebenfalls ein Korbblütler, ist ein beliebter Bestandteil von Frühlingssalaten und er wird gerne für Frühjahrskuren verwendet. Die im Winter entstandenen Defizite an Vitaminen und Mineralstoffen können mit Hilfe des Löwenzahns ausgeglichen werden.

Daneben enthält der Löwenzahn zahlreiche enzymatisch wirkende Substanzen und viele Bitterstoffe. Die Gesamtheit seiner wertvollen Inhaltsstoffe macht den Löwenzahn zu einem hervorragenden Mittel, das Leber und Nieren anregt und den gesamten Stoffwechsel stimuliert.

Kurkuma (Curcuma longa)

Kurkuma (Gelbwurzel) ist eine tropische Gebirgspflanze, die in Indien und Südostasien beheimatet ist und zur Pflanzenfamilie der Ingwergewächse gehört. Kurkuma enthält Curcuminoide, das sind Scharf- bzw. Bitterstoffe. Kurkuma ist eine wichtige Heilpflanze der Ayurveda-Medizin. Bei uns ist die Gelbwurzel vielen nur als Bestandteil des Currypulvers bekannt, dennoch ist sie eine international anerkannte Heilpflanze. Dyspeptische Beschwerden (Verdauungsstörungen) mit Symptomen wie Druck und Schmerz im Oberbauch, Völlegefühl, Blähungen, Fettunverträglichkeit und langsame Verdauung sind die Hauptindikationen für die Gelbwurzel. Curcumin wirkt aber auch entzündungshemmend (Rheuma), antimikrobiell, antimutagen und krebs­hemmend und hilft auch, wenn sich Diabetes ankün­digt. Bitterstoffe regen die Bauchspeicheldrüse an, in der nicht nur Verdauungsenzyme sondern auch das für die Zuckerverwertung notwendige Insulin gebildet wird.

Die weitere Aufzählung bitterstoffhaltiger Pflanzen würde aber den Rahmen sprengen. Wermut z.B. kann den Säuregehalt im Magen regulieren und sowohl bei zu wenig Magensäure als auch bei Sodbrennen und Gastritis hilfreich sein. Zu guter Letzt noch ein Tipp: Blütenblätter von Wegwarte, Schafgarbe, Ringelblume oder Dahlie im Salat sehen nicht nur gut aus sondern liefern auch Bitterstoffe und verleihen dem Salat so eine besondere Note.

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