Organisation & Selbstorganisation

Wie Dinge sich entwickeln - oder eben nicht

Es ist - vor allem im beruflichen Bereich - viel von Organisation und Struktur die Rede. Und im allgemeinen verknüpfen wir dies mental zumeist mit dem/einem Evolutionsbegriff. Dabei ist „Evolution“ - durch das englische Original vielleicht - gerne etwas missverstanden. Der Unterschied liegt ganz einfach gesprochen darin, dass „Entwicklung“ (also eben Evolution) kein „Ziel“ hat, das es zu erreichen gälte.

Das Stichwort diesbezüglich ist Autopoiese, die Selbstorganisation. Und bei sehr vielen - vor allem und im weitesten Sinne biologischen - Systemen finden wir autopoietische Strukturen:

„Autopoietische Systeme […] sind rekursiv organisiert, d.h. das Ergebnis des funktionalen Zusammenwirkens ihrer Bestandteile ist jene Organisation, die ebendiese Bestandteile produziert. […] Das Produkt dieser (rekursiven also rückwirkenden) Organisation sind sie selbst, das heißt, es gibt keine Trennung zwischen Erzeuger und Erzeugnis.“
(Humberto Maturana, Neurobiologe)

Das - so scheint der aktuelle Stand diesbezüglicher Evolutions- und anderer bezogenen Wissenschaften - funktioniert sehr gut, wenn wir von „lebenden Systemen“ sprechen. Also der Evolution im allgemeinen.

Hinsichtlich der Organisation von Handlungen oder Tätigkeiten aber, scheint ein derartiges Organisationsmodell nicht zu greifen. Denken wir hierbei an z.B. klassische Marketing- oder Geschäftsstrategien. Denn hier gilt es sehr wohl ein „Ziel“ zu erreichen. Wie realistisch ein derart definiertes (meist aber nur impliziertes weil vorsichtshalber unausgespro­chenes) Ziel sein mag, wäre ein anderes, wenn auch nicht ganz unverwandtes, Thema.

Die Selbstorganisation von Menschen in einer derartigen Teamstruktur funktioniert daher im allgemeinen also nicht, da hier gerne, meist oder immer, das menschliche Ego dazwischen funkt. Sich wichtig(er) nimmt, seine Grenzen abstecken und - sich meist auf Kosten anderer innert dieser Struktur - behaupten und alleinstellen will.

Damit kann ein derartiges anarchisches System mit beschränkten (…) menschlichen Egos einfach nicht funktionieren. Denn ebendiese Egos fordern, selbstbezogen wie sie sind, ein aristokratisches bis diktatorisches System geradezu heraus. Eine Struktur, in der sie - im ersehnten Fall - selbst diese Aristokratie bilden oder ihr zumindest angehören oder aber - im gegenteiligen Fall - sich einer solchen unterordnen können.

Bio-/Neurologisch handelt es sich dabei um einen Reflex des sog. Sympathikus. Angriff oder Flucht. Aber bei weitem nichts, was in einem wie immer gearteten „Managementsystem“ hilfreich oder zielführend wäre.

Ach ja, bezüglich Evolution nochmals: das altbekannte (…) Zitat des „Überleben des Stärksten“ meint ebenletzteres nicht. Es meint das „Überleben des Angepasstesten“. Das Schlüsselwort, auf das sich Darwin damit letztlich bezog, wäre damit „Teamwork“, nicht aber „Herrschaft und Unterdrückung“.

Der Autor ist Grafiker und lebt mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Hunden am Rande von Salzburg.
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